Kategorie | Lesedauer: 3 min | veröffentlicht am 08. November 2023
Zielgruppe: Arbeitnehmer:innen
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Impostor Syndrom
Mit unserem immer schnelleren, erfolgsorientierten Lebensstil, schleichen sich neue Syndrome in unserer Gesellschaft ein. Die hohen Anforderungen, die von außen und auch von uns selbst gestellt werden, zu erfüllen, bringt oftmals Stress. Wenn der anhält, kommt es zu Symptomen, die zu einem Syndrom zusammengefasst werden können. So auch beim Impostor Syndrom.
Definition "Impostor Syndrom"
Das Impostor-Syndrom, auch als "Hochstapler-Syndrom" bezeichnet, ist ein weit verbreitetes psychologisches Phänomen, das Menschen aller Altersgruppen und Berufsfelder betrifft. Bei diesem Phänomen zweifeln Betroffene an ihren eigenen Fähigkeiten, Talente und Erfolge.
Sie hegen die Sorge, dass sie eigentlich nicht so kompetent oder fähig sind, wie es ihre Leistungen vermuten lassen, und fürchten, als Hochstapler entlarvt zu werden.
Wer ist betroffen?
Auch wenn Betroffene ihre eigenen Fähigkeiten stark anzweifeln, sind das meistens sehr kompetente, intelligente Menschen, die von der Außenwelt sehr geschätzt werden. Ihre Selbstwahrnehmung steht also in Kontrast zu dem, was ihre Mitmenschen sehen.
Das Impostor Syndrom ist sehr häufig auf frühe Erfahrungen in der Kindheit zurückzuführen. Vielen Betroffenen ist es gemeinsam, dass sie von den Eltern für Erfolge kaum Lob erfahren haben. Sie konnten sich nur geliebt fühlen, wenn sie Höchstleistungen erbracht haben. Diese Art von Erziehung ist oft der Grund für später entwickelten Perfektionismus.
Und genau damit schlagen sich Menschen herum, die am Impostor Syndrom leiden. Sie werden ständig vom Gefühl begleitet, dass das, was sie tun, nicht genug ist. Erfolge werden kaum als solche wahrgenommen, sondern sind – den eigenen Ansprüchen entsprechend – schlicht und einfach der Normalzustand. Weil sie es gewohnt sind, sich selbst so zu pushen, sind Menschen mit Impostor Syndrom vorwiegend sehr kompetent – also alles andere als Hochstapler.
Anzeigen des Impostor Syndroms
Das markanteste Anzeichen des Impostor Syndroms sind die nagenden Selbstzweifel und ein ständiges Gefühl der Unzulänglichkeit. Aufgaben im Berufsleben lösen enormen Stress und Angst auf, weil Betroffene glauben, nicht gut genug zu sein.
Selbstsabotierende Sätze kursieren ständig in den Gedanken.
- Ich bin nicht gut genug.
- Ich kann das nicht.
- Ich bin gar nicht professionell.
- Ich bin inkompetent.
- Irgendwann werden alle merken, dass ich nicht gut genug bin.
Diese negativen Gefühle und Sorgen sind aber längst nicht alles, was auf das Impostor Syndrom hindeuten könnte. Vielmehr entwickeln sich auf Dauer ernstzunehmende psychische und sogar körperliche Symptome.
Psychische und körperliche Symptome
- Innere Unruhe
- Unsicherheit
- Angst vor Bloßstellung
- Schlafstörungen
- Soziale Distanzierung
- Gefühl von Überlastung
- Burnout
Solltest du Anzeichen für das ernstzunehmende Impostor Syndrom bei dir feststellen, dann lies unbedingt weiter.
Der richtige Umgang für Betroffene
Wenn du betroffen bist, ist es wichtig, einen sinnvollen Umgang mit dem Impostor Syndrom zu finden. Auch wenn es nicht von heute auf morgen verschwinden wird, kann man mit ein paar einfachen Mitteln zu einer schnellen Verbesserung der Symptome kommen.
Ansprüche überdenken
Prüfe die Ansprüche, die du an dich selbst stellst, ganz genau. Diese sind nämlich beim Impostor Syndrom völlig überzogen. Zu hohe Ansprüche halten dich permanent davon ab, mit dir und dem, was du tust zufrieden zu sein. Erlaub dir, deine Erwartungen etwas herunterzuschrauben.
Was hilft: Überleg dir, was du von einem guten Freund in diesem Fall erwarten würdest und vergleiche, was du von dir selbst abverlangst. Dann fällt es oft leichter, etwas von dem Druck loszulassen.
Du bist nicht allein
Sei dir bewusst, dass viele Menschen in unserer Leistungsgesellschaft mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Die Art, wie die Gesellschaft funktioniert und wie wir schon als Kinder behandelt werden, um später ein funktionierendes Zahnrädchen abzugeben, ist für den Selbstwert und die Selbstliebe oft nicht gerade hilfreich.
Vielleicht kannst du dich jemandem öffnen, dem es ähnlich geht und ein gutes Gespräch über deine Gefühle führen.
Journaling
Journals liegen voll im Trend. Auf dem Markt finden sich unzählige, verschiedene Tagebücher, die dir mit gezielten Fragen und Aufgabenstellungen zu einem höheren Selbstwert verhelfen. Beim Impostor Syndrom empfiehlt es sich, ein Erfolgsjournal zu führen. So kannst du Tag für Tag den Fokus auf das legen, was du alles gut machst.
Erfolge feiern
Etwas, das Menschen mit Impostor Syndrom völlig vergessen, ist es, ihre Erfolge anzuerkennen. Und dabei ist es etwas so schönes, Erfolge ausgiebig zu feiern. Nimm dir dafür wirklich Zeit. Dann erst wird dir nämlich auch bewusst, was du geschafft hast. Vergessen wir darauf, einen Erfolg zu feiern, sind wir mit dem Kopf meistens schon bei der nächsten Challenge.
Wenn du aber feierst und Zeit dafür einräumst, wird dir der Erfolg erst so richtig bewusst.
Therapie
Wenn diese Maßnahmen dich nicht von deinen negativen Gedanken und Gefühlen befreien können, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Es ist vollkommen okay, sich Hilfe zu holen. In einer Therapie kann die Ursache für das Impostor Syndrom ausgegraben und gemeinsam daran gearbeitet werden.
Wir fassen zusammen
In unserer erfolgsorientierten Gesellschaft ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen unter innerem Stress leiden. Beim Impostor Syndrom äußert sich dieser als Gefühl der Unzulänglichkeit und enormen Selbstzweifeln. Betroffene haben Angst, nicht genug zu sein.
Das Impostor Syndrom ist ein ernstzunehmendes psychisches Phänomen und kann die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verringern. Wenn du Anzeichen bei dir selbst feststellst, solltest du unbedingt gegensteuern. Selbstreflexion, Selbstliebe, ein gutes Gespräch oder ein Journal können dir helfen, die negativen Gefühle zu bewältigen. Im Extremfall solltest du aber professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und die Ursache abklären.